Guter Mond, du gehst so stille

1. Guter Mond, du gehst so stille
in den Abendwolken hin,
bist so ruhig, und ich fühle,
dass ich ohne Ruhe bin.
Traurig folgen meine Blicke
deiner stillen heitern Bahn.
O wie hart ist mein Geschicke,
dass ich dir nicht folgen kann!

2. Guter Mond, dir darf ich’s klagen,
was mein banges Herze kränkt,
und an wen mit bittern Klagen
die betrübte Seele denkt!
Guter Mond, du sollst es wissen,
weil du so verschwiegen bist,
warum meine Tränen fließen,
und mein Herz so traurig ist.

3. Dort in jenem kleinen Tale,
wo die dunklen Bäume steh’n,
nah’ bei jedem Wasserfalle
wirst du eine Hütte seh’n!
Geh’ durch Wälder, Bach und Wiesen.
Blicke sanft durch’s Fenster hin,
so erblickest du Elisen,
aller Mädchen Königin.

4. Nicht in Gold und nicht in Seide
wirst du dieses Mädchen seh’n;
nur im schlichten netten Kleide
pflegt mein Mädchen stets zu gehen.
Nicht vom Adel, nicht vom Stande,
was man sonst so hoch verehrt,
nicht von einem Ordensbande
hat mein Mädchen seinen Wert.

5. Nur ihr reizend gutes Herze
macht sie liebenswert bei mir;
gut im Ernste, froh im Scherze,
jeder Zug ist gut an ihr.
Ausdrucksvoll sind die Gebärden,
froh und heiter ist ihr Blick;
kurz, von ihr geliebt zu werden,
scheinet mir das größte Glück.

6. Mond, du Freund der keuschen Triebe,
schleich’ dich in ihr Kämmerlein;
sage ihr, dass ich sie liebe,
daß sie einzig und allein
mein Vergnügen, meine Freude,
meine Lust, mein alles ist,
dass ich gerne mit ihr leide,
wenn ihr Aug’ in Tränen fließt.

7. Dass ich aber schon gebunden,
und nur, leider! zu geschwind
meine süßen Freiheitsstunden
schon für mich verschwunden sind;
und dass ich nicht ohne Sünde
lieben könne in der Welt.
Lauf’ und sag’s dem guten Kinde,
ob ihr dieses Lieb gefällt.

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